“ProB wird eine große Herausforderung für uns”

Johannes „JJ“ Strasser führte die RheinStars Köln als Headcoach zum ersten Platz in der Regionalliga West und zum Aufstieg in die 2. Basketball-Bundesliga ProB. Im zweiten Teil des Gesprächs äußert sich der 37 Jahre alte ehemalige Bundesliga- und Nationalspieler über die Arbeit als Trainer und im Trainerteam, über das Trainingszentrum und die Entwicklung des Basketballs in Köln, Vorbilder und seine Gedanken zur neuen Saison. Zudem ist er Leiter Entwicklung Basketball bei den RheinStars.

Jetzt gehst du als Trainer auch in die nächste Saison, dabei stand der Trainerjob gar nicht ganz oben auf deiner Wunschliste für dich und deine Familie nach der Spielerzeit…
Du überlegst natürlich irgendwann als Spieler, was willst du machen, wenn du nach der aktiven Karriere nicht mehr auf dem Feld stehst? Ich habe mich da nie als Trainer sehen wollen. Es ist eine attraktive Arbeit, macht auch Spaß. Aber es ist auch ein Job, bei dem man sehr flexibel sein muss, was Arbeitsstätte und auch Arbeitsumfeld anbelangt. Das wollte ich mir eigentlich nie antun …

Du hast aber trotzdem vor Jahren den B-Trainerschein gemacht…
Ja, als ehemaliger Bundesliga- und Nationalspieler kannst du an einem B-Sonderlehrgang teilnehmen. Du machst relativ schnell deine Prüfung, musst die ganzen Grundlagenmodule davor nicht machen. Es geht darum zu erarbeiten, wie du das Wissen aus deiner Profizeit von deiner Spielersicht auf die Trainerseite rüberbringst. Und wie du es systematisch aufbaust.

Wie war das jetzt so als Trainer im Spiel in deiner ersten kompletten Saison?
Ich habe immer eine gewisse Grundanspannung vor jedem Spiel, da man nie weiß was einen an diesem Abend erwartet. Ich habe in diesem Jahr viel gelernt, auch wenn es eine Saison hätte werden können an der wir als Trainerteam noch mehr hätten lernen können. Schließlich lernst du am meisten, wenn du in kritische Situationen kommst. Vielleicht auch mal Fehler machst an denen du wächst als Trainer: Wie vorbereitet bist du dann? Wie triffst du Entscheidungen in der allerletzten Auszeit? Wie kannst du in einer aufgeheizten Stimmung tatsächlich noch Inhalte an deine Mannschaft klar vermitteln? Und funktioniert diese dann auch? Aber von diesen Situationen hatten wir in dieser Saison relativ wenige. Wir hatten einfach viele dominante Spiele ohne große Probleme nach hinten raus.

Wie hast du dich selbst an der Seitenlinie erlebt?
Kann ich gar nicht genau sagen. Ich würde sagen, je nachdem wie laut es in der Halle ist, mal mit mehr und mal mit weniger Körpereinsatz. In der ASV-Sporthalle ist das nicht immer so leicht, da muss man dann ordentlich arbeiten, um von der Seitenlinie Einfluss auf das Spiel zu nehmen.

Wie siehst du denn die Zusammenarbeit im Trainerteam mit Katharina Arnold und Oli Elling?
Unsere Arbeit hat gut funktioniert. Es war und ist immer gut sich mit Kadda und Oli auszutauschen – oder auch sich in der Spielvorbereitung einen Plan zurechtzulegen, zu diskutieren: Was müssen wir machen, um den nächsten Gegner zu schlagen? Wie viel müssen wir tatsächlich von unserem üblichen Konzept abweichen?

Tickt ihr eher gleich bei eurer Arbeit? Oder wer bringt was wie ein?
Ich weiß nicht, ob Kadda und Oli als Trainer schon mal auf diese Art gespielt haben wie wir im letzten Jahr. Ich weiß auch nicht, ob es ihre Herangehensweise an ein Spielkonzept für eine Mannschaft gewesen wäre. Aber sie haben sich beide darauf eingelassen und das mitgetragen. Kadda hat eine sehr wichtige Aufgabe mit der Videoanalyse, dem Schneiden, dem Zusammenstellen fürs Scouting und macht das großartig. Ich profitiere sehr davon, mir unseren nächsten Gegner in der Dropbox aufbereitet ansehen zu können und dann bestimmte Aspekte herauszupicken. Um wirklich ein Gefühl für die Mannschaft zu bekommen, muss ich aber zusätzlich komplette Spiele sehen. Mindestens zwei, besser drei…

Auf was achtest du dabei?
Wie ist die Körpersprache der Mannschaft. Wie verteidigen sie, welche Intensität haben sie? Wie verhalten sie sich untereinander? Arbeiten sie auch in kritischen Situationen noch alle zusammen, oder wollen einzelne Spieler übernehmen? Dann tauschen wir uns im Trainerteam über den nächsten Gegner aus. Über das Spiel als solches, die denkbaren Spielsysteme. Oli hat oft nochmal einen anderen Blickwinkel, was auch wieder gut ist für uns.

Ihr diskutiert dabei inhaltlich sehr intensiv…
Ich tausche mich gerne aus. Von Anfang an habe ich Kadda und Oli gesagt, dass ich nicht die einzig gültige Meinung besitze und sie sich einbringen sollen.

Hast du eigentlich Vorbilder im Trainerbereich?
Nein. Aber von allen mit denen ich zusammengearbeitet habe, habe ich sicher auch etwas mitgenommen. Von jedem guten Trainer bleibt etwas hängen, denke ich.

Und woran orientierst du dich? Wenn nicht an Vorbildern, dann an einer Spielidee?
Am meisten tatsächlich eher an den Dingen, die mir auf dem Feld die meisten Probleme bereitet haben in meiner aktiven Zeit. Im Endeffekt versuche ich das umgekehrt umzusetzen. Beispielsweise bist du als Aufbau oft im Fokus der Defensivkonzepte und du hast im Angriff den Drang das Spiel zu organisieren. Wenn du nun nie genau weißt wann du gepresst wirst oder passen musst. Ob du den Ball zurückbekommst oder der beim Zweier oder Dreier bleibt. Dann ist das nichts, was du als Aufbau haben möchtest.

Was kannst du denn nun von den Eindrücken aus dieser Saison mitnehmen in die ProB?
Wir wollen auf jeden Fall so weiterspielen wie im letzten Jahr. Defensiv viel Druck machen, noch variabler verteidigen können und alles was wir angefangen haben weiterentwickeln. Was wir gut machen können, wenn wir einen Großteil der Mannschaft behalten und die Spieler schon wissen wie wir spielen wollen. Personell müssen wir uns für die ProB trotzdem punktuell verstärken. Man braucht immer neuen Input von außen und frischen Wind für eine neue Saison.

Wo sollen denn die Impulse von außen herkommen, die Verstärkungen?
Wir sind nicht in der Lage vier, fünf gestandene Spieler von außerhalb zu holen. Schon gar nicht in der derzeitigen Situation. Wir wollen viel mit dem arbeiten, was wir in Köln und Umgebung bekommen können. Spieler, die schon vor Ort sind und Lust haben, mit uns hochklassigen Basketball zu spielen.

Was kann der neue Basketball Campus dazu beitragen?
Viel. Was das Trainingszentrum an Chancen für den Verein bietet steht außer Frage. Es kann wie ein Magnet sein für eine große und vielfältige Basketball-Community. So dass Spieler auch einen weiteren Weg auf sich nehmen werden, um das mitzuerleben und die Entwicklung des Kölner Basketballs insgesamt zu stärken.

Kannst du schon was über deine Erwartungen an die ProB sagen?
Wir kennen die Liga schon aus der Vorsaison. Die Mannschaften werden besser vorbereitet sein und andere Lösungen gegen uns finden. Sie werden athletischer und talentierter sein. Es wird auf jeden Fall eine große Herausforderung für uns.

Ende

Foto: Marcus Müller-Saran