Fulminanter Comeback-Sieg
Ohrenbetäubend laut. Spannend bis zu den letzten Sekunden. Ein faszinierendes Kölner Comeback – und dann doch noch der ersehnte RheinStars-Heimsieg. Der Samstagabend vor 850 Zuschauern in der ASV-Sporthalle machte unfassbar Lust auf die finale Saisonphase, auf die Premiere in der Motorworld am 12. April. Aus Siegen wie dem 77:72 (34:41) der RheinStars über die Fellbach Flashers im Spitzenspiel Südzweiter vs. Süddritter der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProB speisen sich das Wissen um die eigene Leidensfähigkeit, die Resilienz und Kraft, die ein Team sehr weit führen kann in den Playoffs. Bevor am Osterwochenende die K.o.-Runde startet, stehen aber erstmal das Spiel in Coburg sowie das Derby gegen die Rhöndorf Dragons in der Motorworld an, zu dem schon weit mehr als 1.000 Tickets abgesetzt wurden.
„Kompliment an beide Mannschaften“, sagt RheinStars-Manager und Headcoach Stephan Baeck. „Fellbach hat uns vor schwierige Aufgaben gestellt und lange sehr viel richtig gemacht. Und unsere Jungs haben sich mit allem gewehrt, was sie hatten und zusammen mit den Zuschauern ihr Herz auf dem Platz gelassen. Das Spiel hatte viele Geschichten. Ich bin sehr, sehr stolz auf alle, wie sie sich eingebracht haben.“ Köln hatte an diesem Abend die Antworten gefunden, auf (mindestens) zwei klare Botschaften: Erstens, es gibt in dieser Liga nichts geschenkt. Zweitens, wenn du dir den Sieg holen willst, dann musst du dich ihm mit Haut und Haaren verschreiben. Du musst alles geben und manchmal eben auch noch ein bisschen mehr. So wie es die RheinStars vermochten.
Sinnbildlich für den Kampf steht an dem Abend vielleicht eine Szene. Gut vier Minuten vor Ende (62:70) knickt Jannis von Seckendorff (Baeck: „Er war heute überall“) bei einer Landung am eigenen Korb um. Gefühlt mindestens dreimal fragt Headcoach Baeck nach, ob er denn weitermachen könne. Doch der Center, am Abend der Motor im Defense-Geschehen der RheinStars, will einfach weiter. Fast trotzig schnürt er sich den Schuh fester zu, stapft den enteilten Kollegen mit schmerzverzerrtem Gesicht hinterher – und schon im nächsten Angriff rennt er im Rücken der Flashers auf den Korb zu und verwandelt ein Anspiel von Kapitän Rupert Hennen per Dunk und trifft noch ein paar Momente weiter seinen dritten von drei Dreiern zum 67:70 (38.). Die Halle tobt endgültig. Beide Fanlager geben alles. Es herrscht ein Lärm, als würde ein Flugzeug in der ASV-Sporthalle landen wollen.
Wenige Minuten zuvor hätten wohl eher weniger als mehr Zuschauer auf eine Wende getippt. Fellbach führt 65:51 (32.), hat sich nach einem Blitzstart in die Partie nicht nur gewehrt und befreit, sondern baut mit Beginn des Schlussabschnitts den Vorsprung auf eben jene 14 Zähler aus. Köln nimmt eine Auszeit. Und dann gerät die Partie langsam ins Rutschen. Endlich sind alle RheinStars da, denen lange das Wurfglück nicht nachgelaufen ist. Björn Rohwer, dessen Center-Duell mit Daniel Mayr am Ende wohl als Unentschieden zu werten ist, taucht im Schlussabschnitt mit zehn Punkten auf, ragt heraus, dominiert. Er bildet einen Kämpferbund mit Hennen, Maxi Begue (mit Monsterblock im dritten Viertel), Luca Michels, von Seckendorff und Dre Bernard. Dazu kommt Davi Remagen mit seinen 17 Jahren, die er irgendwann vor Wochen als Basketballer abgelegt zu haben scheint. Er schlägt sich mit den Männern der Gäste herum, als hätte er nie etwas anderes getan. Außergewöhnlich. Köln zieht Foul um Foul, und der junge Mann schießt ohne Nerven vier Freiwürfe in Serie zum Ausgleich (71:71). Hennen bringt die Kölner erstmals in Führung 87 Sekunden vor Schluss. Die Flashers verzweifeln im Angriff an den Hausherren und können ihrerseits die RheinStars nicht mehr aufhalten, der Rest geht im Kölner Jubel auf
Viertel: 16:24, 18:17, 17:18, 26:13
Spielfilm: 8:18 (5.), 16:24 (10.), 28:30 (15.), 34:41 (20.), 46:49 (25.), 51:59 (30.), 62:68 (35.), 77:72 (40.)
Teamstatistiken Würfe aus dem Feld – Köln 27 von 59/46%, Fellbach (25/52, 48%), FW Köln 88% (14/16) zu 75% (12/16), 20:16 Assists, 27 (9 offensiv): 33 (9) Rebounds, 9:11 Steals, 2:1 Blocks, 17:22 Turnover.
Boxscore: https://bit.ly/4i8qL0t
RheinStars: Maxi Begue (5 Punkte/1 Dreier, 5 Assists), Davi Remagen (10, 5 Assists), Lars Danziger, Luca Michels (7/1), Rupert Hennen (12, 10 Ass.), Fynn Rieck, Konsti Lehmann, Marek Kotieno, D´Andre Bernard (6/2), Björn Rohwer (20/2), Noah Wittmann, Jannis von Seckendorff (17/3 Dreier, 6 Rebounds).
Foto: Gero Müller-Laschet